Kapitabildende Lebensversicherung – warum der Name zumindest irreführend ist
Der Bund der Versicherten (BdV) hat schon 1982 in einer Broschüre die Behauptung aufgestellt, Lebensversicherungen zur Altersvorsorge seien „legaler Betrug“! Weiter heißt es in dieser Broschüre: „Mit den Geldern, die Lebensversicherte langfristig hingeben, verschaffen sich die Unternehmen aber inflationssichere Kapitalanlagen mit hohen Wertsteigerungen, an denen die Versicherten nur selten beteiligt werden. Und der Staat verschafft sich hier billige langfristige Kredite, so dass man Beiträge für Kapital-Lebensversicherungen in vielen Fällen auch als ,Steuer für Dumme‘ bezeichnen kann, die man hier mit angeblichen Steuervorteilen (die kaum zum Tragen kommen) zur langfristigen Geldhingabe verführt. Millionen Bundesbürger haben durch den Abschluß falscher Kapital-Lebensversicherungen Zigmilliarden Mark verloren – vor allem beim vorzeitigen Aussteigen aus diesen Verträgen und die dann meist sehr geringe Beitragsrückzahlung. Gewinner sind Staat und Lebensversicherungsunternehmen, die hier Hand in Hand arbeiten.“
Selbstverständlich hat die Versicherungswirtschaft, konkret der Verband der Lebensversicherungsunternehmen, dagegen geklagt. Diese Klage wurde im Juni 1983 vom Landgericht Hamburg abgewiesen! Die gegen dieses Urteil eingelegte Berufung wurde schnell wieder zurückgezogen, wohl weil die Versicherungswirtschaft erkannt hatte, dass sie aussichtslos gewesen wäre!
Einmal ganz davon abgesehen, dass mit diesem Urteil gerichtlich festgestellt wurde, dass kapitalbildende Lebensversicherungen zur Altersvorsorge legaler Betrug sind, möchte ich Sie in diesem Zitat aus der Broschüre des BdV noch auf einen Satz aufmerksam machen, der im Gesamttext fast untergeht:
„Und der Staat verschafft sich hier billige langfristige Kredite, so dass man Beiträge für Kapital-Lebensversicherungen in vielen Fällen auch als ,Steuer für Dumme‘ bezeichnen kann, die man hier mit angeblichen Steuervorteilen (die kaum zum Tragen kommen) zur langfristigen Geldhingabe verführt.“
Was drückt der BdV mit diesem Satz aus?
Im Wesentlichen drückt der BdV damit aus, dass vom Staat keine Hilfe gegen die Machenschaften der Lebensversicherer zu erwarten ist, da der Staat auf die billigen langfristigen Kredite der Versicherungswirtschaft angewiesen ist. Dadurch, dass die Versicherungen per Gesetz gezwungen sind einen großen Teil des Kapitalstocks in festverzinsliche Wertpapiere (=Staatsanleihen) zu stecken, stellen sie quasi einen Selbstbedienungsladen für den immer größeren Kredithunger des Staates dar. Und im Gegenzug tut der Staat natürlich alles, damit das für beide Seiten äußerst lukrative Geschäft nicht beeinträchtigt wird. Die aktuelle Situation in „Euro-Land“ macht es für den Staat geradezu überlebenswichtig, dass die Versicherungen immer mehr Staatsanleihen zeichnen, denn sonst würde der Staat wohl keine Möglichkeit haben, seinen immensen Bedarf an frischem Geld zu decken. Da trifft es sich natürlich gut, dass die meisten Deutschen ihr Geld für die Altersvorsorge den großen Versicherungskonzernen anvertrauen, denn da ist es schließlich sicher!
Apropos sicher, wissen Sie, was ein Stresstest ist?
Mit Stresstest wird in diesem Zusammenhang ein Szenario bezeichnet, bei dem untersucht wird, wie die Lebensversicherer auf einen 35%igen Kursverlust der Aktien reagieren würden. Diesem Stresstest hat die Bundesaufsicht für Finanzdienstleistungen (BaFin) die Lebensversicherer unterworfen, nachdem mit der Mannheimer Lebensversicherung die erste Lebensversicherung seit Kriegsende in Insolvenz gegangen war. Das Ergebnis der BaFin zeigt, dass 20 Versicherungsgesellschaften in Deutschland diesen Stresstest nicht bestanden haben, das heißt, sie würden einen 35%igen Kursverlust der Aktien in ihren Depots nicht überstehen! Und wie sicher dann das Geld ihrer Kunden noch ist, sei mal dahingestellt!
Dieses Phänomen wurde in einem Bericht des Magazins „Monitor“ am 10.07.2003 sehr gut dargestellt, dort wurden auch einige der 20 Unternehmen, die den Stresstest nicht bestanden hatten, aufgezählt. Ich werde diese Aufzählung hier jedoch nicht wiederholen, denn das würde suggerieren, dass die anderen Unternehmen den Stresstest heute noch bestehen würden, und dafür kann man natürlich nicht garantieren.
Dieses Beispiel zeigt jedenfalls eindeutig, die Versicherer sind das Vertrauen, das die Deutschen in sie setzen, nicht wert! Und deshalb finden Sie auf dieser Seite auch keine Angebote für „kapitalbildende“ Lebensversicherungen.